„Zwei Völker verabscheue ich und das dritte ist kein Volk: Die Bewohner von Samaria und vom Philisterland und das törichte Volk, das in Sichem wohnt.“ (Jesus Sirach 50,25-26 nach der Lesart der Septuaginta).
Der Name Philister ist sprichwörtlich für Andersartige; er wurde zum Sinnbild für Dummheit, geistige Enge und Kulturlosigkeit – auch z. B. bei Heinrich Heine. Wie kam es dazu? Unser Bild von den Philistern stammt aus deren Beschreibung im Alten Testament. Dort werden die Philister (pars pro toto für alle „Seevölker“) negativ als die „Anderen“ charakterisiert, die Unbeschnittenen. Damit gehören sie nicht zu denen, die schon immer in der südlichen Levante lebten, den dort vertrauten Göttern opferten und auch sonst den Israeliten und Judäern kulturell ebenbürtigen Menschen. In den biblischen Überlieferungen wird beschrieben, dass die Philister (in der Septuaginta mit allophyloi [ἀλλόφυλοi] „Andersstämmige” übersetzt) im südlichen Küstenstreifen lebten und in einem Fünfstädtebund, der sog. Pentapolis, nämlich in Aschdod, Aschkelon, Gaza, Ekron und Gat, organisiert waren. Es geht hier in etwa um das Gebiet des heutigen Gazastreifens.
Die Philister werden hauptsächlich in den Erzählungen über die Landnahme- und Richterzeit erwähnt. In der Simsonerzählung sind sie die Feinde der israelitischen Stämme (Ri 13-16). Sie werden als einzige der die Israeliten bedrängenden Nachbarvölker nicht von einem der Richter geschlagen. Simson von Dan kann allein „terroristische Nadelstiche setzen“ und stirbt schließlich als erster verbriefter „Selbstmordattentäter“ des Nahen Ostens. Eine wichtige Rolle spielen die Philister in der Erzählung, wie sie die Bundeslade erbeuten (1.Sam 4,1-7,1). Auch wenn diese Erzählung erst nach der Zeit verfasst wurde, in der sie spielt, zeigt sie doch: Die Philister waren den Israeliten militärisch deutlich überlegen. Die biblischen Geschichten sollen deshalb die Macht des israelitischen Gottes selbst über diese Philister und deren Gott beweisen, was sich im alltäglichen Leben der Völker sonst wohl augenscheinlich wenig abzeichnete. Größte Bedeutung haben die Philister auch in den Erzählungen um die Anfänge des Königtums unter Saul und David. Die von den Feinden ausgehende Bedrückung wird als Hauptgrund für den Zusammenschluss der Stämme zu einem Königtum angesehen. Selbst David kann sie nach den biblischen Berichten zwar vom judäisch - israelitischen Siedlungsbereich fernhalten – sie aber in deren Land nicht erfolgreich attackieren. Das Philistergebiet war und blieb von Israel/Juda immer unabhängig, 1.Kön 2,39-41 zum Trotz. Zwar werden die Philister auch in späteren Erzählungen noch erwähnt, doch nehmen sie hier nur noch Nebenrollen ein. In den Büchern der Chronik dienen sie gar nur dazu, das Urteil der Verfasser über den jeweiligen König Judas zu untermauern – gute, JHWH und dem Tempel treue Könige waren gegen die Philister erfolgreich, die schlechten nicht.
Die Archäologie rückt manches zurecht
Erst die Ägyptologie, die Vorderasiatische und die Biblische Archäologie haben es den Philistern erlaubt, aus dem Schatten der alttestamentlichen Erzählungen herauszutreten und ein vielgestaltiges Bild ihrer Kultur zu zeichnen. Die Philister werden, wie Israel, auf der sog. Israel-Stele des Pharao Merenptah (um 1.200 vC ) zum ersten Mal in ägyptischen Quellen erwähnt. Sie zählen zu den Angreifern Ägyptens, die Ramses III. (1184–1153 vC) schwer zusetzten. Damals drangen die „Seevölker“ genannten Gruppen erfolgreich bis Ägypten vor – unter ihnen auch die sog. plst/prst (sprich: Peleschet), die Philister. Zeugnis davon geben u. a. Inschriften und das Relief im Totentempel des Pharao in Medinet Habu. Die Seevölker versuchten in Ägypten Fuß zu fassen, wurden allerdings von Ramses geschlagen. Dass diese Schlacht nicht ganz so glorreich gewonnen wurde, wie uns die ägyptische Geschichtsschreibung glauben machen will, zeigt, dass der Pharao ihnen eine Ansiedlung im nahe gelegenen Kanaan „erlauben“ musste. Dieses Gebiet hatten die Seevölker aber längst in ihrer Hand. Ägyptens Einfluss ging andererseits auch nicht schlagartig zu Ende, sondern dauerte fort (z. B. den ägyptischen Standort in Qubur al-Walayida).
Die Spur führt nach Südeuropa
Die materielle Kultur der Philister lässt auf Ursprünge in Zypern oder der Ägäis sowie in Südosteuropa schließen. Ihre Kultur weist neben ägyptischen und kanaanäischen Einflüssen ganz eigenständige Merkmale auf, wie z. B. eine besondere Art der bichromen (zweifarbigen) Keramik oder Trinkschalen mit der Darstellung eines Vogels. Erst seit den 1960er-Jahren wurden größere Ausgrabungen in den Pentapolisstädten durchgeführt. Dabei zeigten sich u. a. architektonische Merkmale, wie das sog. Sechskammertor, das bis dahin als salomonisch angesehen wurde. Interessant ist auch, dass die Philister eine eigene (europäische!) Gattung Hausschweine mitbrachten und verzehrten (das Schwein war in Kanaan und auch bei den Israeliten zwar längst domestiziert, doch brachten die Philister „ihre“ Schweine aus ihrer Umwelt mit). Weitere Städte wurden ausgegraben, wie Tell el-Qasile, im Norden des heutigen Tel Aviv gelegen – eine Neugründung der Philister in der frühen Eisenzeit. Hier wurde ein Tempelkomplex gefunden. Zudem fand sich auch ein Gebäude im Typ des sog. Vierraumhauses, wie es auch in Israel üblich war und lange als Marker für die israelitische Kultur galt. Auch in Tel Batas (Timna) fand man philistäische Kultureinflüsse in der frühen Eisenzeit, ebenso zwei Jahrhunderte später in Nahal Patisch und in Yavneh. Die archäologischen Ergebnisse legen nahe, dass sich die Philister schnell mit den im Land ansässigen Kanaanäern verbanden (wie z. B. die landestypische Alltagskeramik zeigt), Einflüsse aus Ägypten übernahmen, aber auch eigene Traditionen fortführten.
Religiöse Konkurrenz
Die biblischen Texte sprechen von einem Gott Dagon oder Dagan (Ri 5,2-7; 16,23), der Göttin Aschtarte (1.Sam 31,10) und Baal-Sebub von Ekron (2.Kön 1,2-3), der wahrscheinlich der lokalen Ausprägung des Gottes Baal entspricht. Damit ist allerdings nicht unbedingt gesagt, dass die Philister tatsächlich mit semitischen Gottheiten in Verbindung zu bringen sind, sondern nur, dass die biblischen Autoren die ihnen fremden Götter in ihnen bekannte Muster (d. h. kanaanäische Götter) übersetzten. Über Religion und Kult sind darüber hinaus mithilfe der Archäologie nur wenige Erkenntnisse zu gewinnen. Es scheint einiges für eine große Bedeutung weiblicher Gottheiten zu sprechen, so überwiegen die weiblichen Figurinen und Statuetten die männlichen. Eine in Ekron gefundene Weiheinschrift aus dem 7. Jh. vC spricht von einer Göttin Ptgjh als „Herrin“ der Stadt. Auch in der philistäischen Ikonografie häufig auftauchende Elemente (wie Vögel und Löwinnen) können möglicherweise mit einer Muttergottheit in Verbindung gebracht werden.
Neben den biblischen Texten stehen uns auch andere schriftliche Überlieferungen zur Verfügung: insbesondere ägyptische, assyrische und babylonische Texte. Die wenigen lesbaren Inschriften, die von den Philistern selbst zu stammen scheinen, datieren in die Eisenzeit II (10.–6. Jh. vC) und sind in einem Lokaldialekt des Kanaanäischen geschrieben. Dies kann als weiterer Hinweis für eine baldige Assimilation gewertet werden. In mesopotamischen Quellen tauchen die Philister(städte) als Tributzahlende an den Assyrerkönig Adadnirari III. (810–783 vC) auf – und natürlich bei ihrer Eroberung durch Tiglatpileser III. (744–727 vC). Für diese Zeit ist sogar eine Koalition zwischen dem König von Aschkelon (Philister) mit den Königen von Damaskus und Israel bekannt, und auch nach dem Tod Sargons gab es eine Allianz zwischen Hiskia, dem König von Juda, und den Bewohnern von Ekron – die allerdings nicht lange Bestand hatte. Als Schlusspunkt der philistäischen Geschichte wird meist das Jahr 604 vC gesehen, als der neubabylonische Herrscher Nebukadnezzar II. das Philisterland eroberte.
Betrachtet man die materiellen Hinterlassenschaften und das, was wir aus den Textquellen wissen, so zeigt sich ein ambivalentes Bild: Zum einen scheinen die Philister eine von den Judäern/Israel unterschiedliche Kultur zu repräsentieren (unbeschnitten, andere Götter verehrend, bichrome Keramik, anderer Tempeltyp), zum anderen scheinen sie sich schnell mit der kanaanäischen Bevölkerung im Küstenstreifen vermischt zu haben (große Übereinstimmungen bei Architektur und Alltagskeramik). Warum zeichnet das Alte Testament dann aber solch ein negatives Bild von den Philistern? Sie sind die entscheidenden Gegner für die entstehenden Königtümer Israel und Judäa, denn sie waren eine beachtenswerte Konkurrenz und Gefahr hinsichtlich des benötigten Lebensraums – besonders im Grenzgebiet, dem Hügelland. Gerade weil es Kontakte zwischen der judäisch/israelitischen Bevölkerung und den Philistern geben musste (woher kamen z. B. die Oliven für die große Zahl der Ölpressen in den philistäischen Städten, wenn nicht aus dem judäischen Bergland?; von David wird sogar berichtet, er sei Söldner der Philister gewesen), bestand wohl die Gefahr, dass die philistäische Religion als attraktiv angesehen wurde. Die biblischen Texte wollen keine ausgewogene Darstellung dieses anderen Volkes liefern – sie wurden mit einer bestimmten Intention geschrieben, sind Propaganda gegen diese „Feinde Gottes“ und wollen daher kein gutes Haar an ihnen lassen.
Wie aus Brüdern Feinde werden – die Samaritaner
„Und es begab sich, als er [Jesus] nach Jerusalem wanderte, dass er durch Samarien und Galiläa zog“ (Lk 17,11). Dass dies überhaupt erwähnt wird, ist einer Bemerkung wert. Fromme Juden mieden auf dem (Pilger-)weg nach Jerusalem den Kontakt zu den von ihnen für ihren falschen Glauben verachteten Samaritanern. Die Samaritaner sind vermutlich mit genau dem gleichen Recht als Nachfahren der Israeliten anzusehen, wie die Juden die Nachfahren des Königreiches Juda waren – zumindest nach deren Eigenverständnis. Die enge Verwandtschaft zwischen der samaritanischen und der jüdischen Religion ist unbestritten. Nach dem Untergang des Nordreichs 722/1 vC flohen viele der Einwohner Israels nach Juda (wie sich z. B. am sprunghaften Ausbau Jerusalems unter Hiskia sehen lässt), und Juda lebte fortan mit dem Anspruch, das „wahre Israel“ zu sein. Der zahlenmäßig übermächtige Einfluss der Flüchtlinge aus dem Norden darf in Jerusalem nicht zu gering eingeschätzt werden. Problematisch ist dabei, dass Juda in persischer Zeit – d. h. zur Zeit des Wiederaufbaus des Zweiten Tempels (Haggai und Sacharja) – von Samaria aus verwaltet wurde und auch dorthin seine Steuern zu zahlen hatte – ein Umstand, der nicht mit Wohlwollen hingenommen wurde. Zumindest beantworteten ihn die tempelzentrierten Frommen in Jerusalem mit einem Ausschluss der Samaritaner aus der religiösen Gemeinschaft.
Die Loslösung der Samaritaner
In 2.Kön 17,24-41 wird die Entstehung des Volkes der Samaritaner berichtet – ganz aus Sicht der sich nach dem Exil separierenden Judäer. Samaritaner gelten als Götzendiener, auch wenn sie den Herrn fürchten. Hier wird auch von einem Bund gesprochen, den Gott mit den Samaritanern schließt – aber natürlich hielten diese sich nicht an die Satzungen und brachen ihn. Es wird deutlich gesagt, dass es sich um dieselben Satzungen handelte, die der Herr auch den Söhnen Jakobs/Israel gab! In Esra 4 bieten die Samaritaner an, sogar beim Neubau des Jerusalemer Tempels mitzuhelfen, was ihnen allerdings verweigert wird. Drastisch formuliert der Prophet Haggai um 520 vC, der das Werk der Hände und die Opfer der Samaritaner für unrein erklärt. Vermutlich liegen die Ursprünge der Samaritaner als (eigenständige) Gruppe im 5./4. Jh. vC, als sich nicht alle Bewohner des ehemaligen Nordreiches auf die Reformen Esras und Nehemias einlassen konnten, sondern an einem eigenen Heiligtum auf dem Berg Garizim Gott anbeteten.
Dahinter lassen sich auch politische und finanzielle Gründe vermuten, denn Juda wurde durch Nehemia auch vom Statthalter in Samaria unabhängig. In den letzten Jahrzehnten setzte sich in der Forschung die Meinung durch, dass die Samaritaner erst nach der Zerstörung ihres Heiligtums im 2. Jh. vC durch den Hasmonäer Johannes Hyrkan I. eine ganz eigene theologische Entwicklung genommen haben und seitdem auch als vom Judentum zu unterscheidende Größe gelten sollten – allerdings im Rahmen der theologischen Größe „Israel“. Die Samaritaner sehen die Texte des Pentateuchs als heilig an, wenn auch in einer von dem uns vertrauten hebräischen Text leicht unterschiedenen Form (Samaritanischer Pentateuch). Die Qumranfunde zeigen, dass diese Version aber nicht nur von Samaritanern benutzt wurde, sondern auch in Kreisen des entstehenden Judentums; sie war also auch in die allgemeine jüdische Tradition eingebettet. Über die Entstehungszeit dieses Samaritanischen Pentateuchs wurde viel gestritten, doch mittlerweile geht man meist von einem Datum im 2./1. Jh. vC aus. Zu dieser Zeit gab es schon die Prophetensammlung (Buch Josua bis zu den zwölf Kleinen Propheten) und die „Schriften“ (u. a. Psalmen, Ijob). Sie waren allgemein bekannt und viele davon wurden sicher auch unter den Samaritanern mit großem Respekt behandelt – aber nicht als heilig angesehen und folglich auch nicht in den Samaritanischen Kanon aufgenommen.
Damit waren die Samaritaner nicht allein: Auch die Sadduzäer sahen nur den Pentateuch als heilig an. Spätestens mit der Kanonisierung der Schriften durch das nunmehr pharisäisch geprägte Judentum am Ende des 1. Jh. nC muss man von den Samaritanern jedoch als einer eigenen Gruppe sprechen, die zwar weiterhin zu „Israel“ gehörte, sich aber mehr und mehr vom Judentum separierte und von diesen ausgegrenzt wurde. Nun stand zwischen den beiden Gruppen neben dem unterschiedlichen Kultort auch ein differierender Kanon. Abgesehen von den Texten des Alten (und Neuen) Testaments ist die literarische Quellenlage zu den Samaritanern sehr dürftig. Eigene Texte stammen nahezu vollständig aus dem Mittelalter. Die Samaritanerforschung hat seit Mitte der 1980er-Jahre das Bild der Samaritaner deutlich verändert. Wesentlich waren hierbei eine intensive Erforschung der Texte des Flavius Josephus sowie Ausgrabungsbefunde, besonders auf dem Berg Garizim. Durch Letztere wurde bestätigt, dass es dort seit der persischen Zeit einen großen Kultbezirk gab, in dem eine Form des JHWH-Kults praktiziert wurde, der dem in Jerusalem entsprach.
Neben dem Garizim wurden auch an anderen Orten samaritanische Stätten ausgegraben, z.B. Qedumim (10 km westlich von Nablus), eine ländliche samaritanische Siedlung mit sechs Miqwaot (Ritualbädern), die den rabbinischen Reinheitsvorschriften entsprechen. Somit zeigte sich auch in der archäologischen Erforschung, welch große Ähnlichkeit zwischen den beiden Nachbarn (nicht nur im Glauben sondern auch in dessen Vollzug) bestand.
Unliebsame Nachbarn, aber politische Partner Das Gebiet der Samaritaner wurde von Juden meist gemieden. Wie sich auch in Mt 10,5 spiegelt, war man auf dem Pilgerweg von Galiläa nach Jerusalem und zurück eher bereit, einen langen Umweg über die andere Jordanseite in Kauf zu nehmen, statt durch das Land der doch eigentlich so ähnlichen Menschen zu gehen. Daher sind Jesu Weg durch das Kerngebiet der Samaritaner und seine Begegnung mit der Frau am Jakobsbrunnen in Joh 4 so bemerkenswert. Das erzählte Gespräch überwindet die widerstreitenden theologischen Konzepte und Kultorte. Bis zur Kanonisierung der Heiligen Schriften war es hauptsächlich der Kultort, der die beiden Gruppen unterschied. An diesem hingen nicht nur theologische Ansprüche, sondern auch Steuereinnahmen. Dementsprechend hoch war wohl auch die Angst der Jerusalemer Priester, die Menschen könnten sich für den Alternativentwurf entscheiden. Umso dringender war eine religiöse Abgrenzung notwendig. Auf politischer Ebene allerdings – wenn es um gemeinsame Interessen ging – war es durchaus möglich, mit einer Stimme zu sprechen, so z. B. bei einem gemeinsamen Antrag in Rom im Jahr 6 nC, der auf die Absetzung des Herodessohns Archelaos zielte. Philister und Samaritaner haben eins gemeinsam: Beide Gruppen haben geholfen, die Identität Israels bzw. des Judentums zu prägen. Ein äußeres Feindbild kann dabei helfen, das eigene Selbstverständnis zu finden. Philister waren „die Anderen“, die um das fruchtbare Land konkurrierten und gegen deren Religion es sich abzusetzen galt. Samaritaner auf der anderen Seite waren „zu nah“, stellten eine funktionierende Alternative zu dem eigenen religiösen Leben der Juden dar, von dem man sich differenzieren musste – sie waren quasi der „vertraute Feind“. Da wir über lange Zeit nur die Texte des Alten Testamentes besaßen, dominierte das negative Bild beider Gruppen.
Durch die biblische Archäologie wurden die Philister „rehabilitiert“ und ihr hoher kultureller Stand erkannt. Auch die Samaritaner wurden in den letzten Jahren weiter ins rechte Licht gerückt. Ähnliche Prozesse kennen wir auch aus dem Neuen Testament, wo sich die Autoren von den gar nicht so unähnlichen Pharisäern absetzen mussten, um diese als eine Art Negativfolie zu verwenden. Grundsätzlich gilt: Solange wir nur Berichte aus der Hand der Gegner oder Feinde kennen, wird sich ein negatives Bild einstellen – erst bei Betrachtung der ureigenen Zeugnisse einer Gruppe kommen wir auf eine zutreffendere Spur.
[Von Katja Soennecken, MSc, Dipl. theol., Archäologin und Theologin, wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem]