Die Bücher der Bibel - Teil 1
07.06.2024 Das Alte Testament - Von der Tora bis zum 2. Buch Chronica
Die Reihenfolge der biblischen Bücher in der Luther-Bibel
“In des Alten Bundes Schriften merke in der ersten Stell:
Mose, Josua und Richter, Ruth und zwei von Samuel.
Zwei der Könige, Chronik, Esra, Nehemia, Esther mit.
Hiob, Psalter, dann die Sprüche, Prediger und Hoheslied.
Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel. Dann Hosea, Joel, Amos, Obadja,
Jonas Fehl, Micha, welchem Nahum folget,
Habakuk, Zephania, nebst Haggai, Sacharja und zuletzt Malachia.
In dem Neuen stehn Matthäus, Markus, Lukas und Johann,
samt den Taten der Apostel unter allen vornean.
Dann die Römer, zwei Korinther, Galater und Epheser,
die Philipper und Kolosser, beide Thessalonicher.
An Timotheus und Titus, an Philemon, Petrus zwei,
drei Johannes, die Hebräer, Jakobs, Judas Brief dabei.
Endlich schließt die Offenbarung das gesamte Bibelbuch.
Mensch, gebrauche, was du liesest, dir zum Segen, nicht zum Fluch.”
Von M. Georg Ernst Göz, Pfarrer an der Leonhardskirche Stuttgart um 1800
Der Tanach - Die hebräische Bibel - Das Alte Testament
Die Tora - Pentateuch [πεντάτευχος, pentáteukhos, 'Fünf Rollen'] - Die Fünf Bücher Mose
Das Buch Genesis (Gen) ist das erste Buch der Tora, welches die jüdische Bibel (Tanach) ebenso wie den ersten Hauptteil der christlichen Bibel (Altes testament - AT) eröffnet. Im Original wurde es auf Hebräisch und Aramäisch geschrieben und bereits in der Antike mehrfach übersetzt. In jüdischen Bibelausgaben der Name der Genesis Bereschit [בְּרֵאשִׁית “Im Anfang”). Als 1. Buch Mose wird das Buch Genesis in der Lutherbibel und den meisten protestantischen Bibelausgaben bezeichnet.
Die Genesis hat drei Hauptteile: Die Urgeschichte (Kapitel 1–11), die Erzelternerzählung (Kapitel 12–36) und die Josefsgeschichte (Kapitel 37–50).
Die Urgeschichte führt von Gottes Schöpfung der Welt, die Ausweisung des Menschen aus dem Paradiesgarten und die Fast-Zerstörung der Welt in der Sintflut bis zur Auffächerung der Menschheitsfamilie in viele Völker und Sprachen. Nach der Sintflut schließt Gott einen Bund mit Noach und seiner Familie. Obwohl das menschliche Planen böse sei, segnet Gott die Menschen und garantiert ihre Lebensgrundlagen (Gen 8,21).
Die Erzelternerzählungen handeln davon, dass Gott mit der Familie Abrahams einen neuen Anfang macht. Das Zeichen des Abrahamsbundes ist die Beschneidung. Abraham und seiner Frau Sara verheißt Gott Kindersegen und Landbesitz in Kanaan; aber während sich die erste Verheißung nach mehreren Gefährdungen erfüllt, bleibt die zweite im Rahmen der Genesis noch uneingelöst. Auch in der nächsten Generation leben Isaak und Rebekka als Fremde im Land Kanaan; zwischen ihren Zwillingssöhnen Jakob und Esau kommt es zum Konflikt. Jakob sichert sich das Erstgeburtsrecht und durch eine List auch den väterlichen Segen. Er muss vor dem Zorn Esaus zu seiner Verwandtschaft in das dem heutigen Nordsyrien entsprechende Gebiet fliehen. Viele Jahre später kehrt er mit seinen beiden Frauen Lea und Rahel und elf Söhnen als reicher Herdenbesitzer nach Kanaan zurück und versöhnt sich mit Esau. Bei der Geburt des zwölften Sohns Benjamin stirbt Jakobs Lieblingsfrau Rahel.
Die Josefsgeschichte behandelt einen Bruderkonflikt in der nächsten Generation: Jakob bevorzugt Josef, den älteren Sohn Rahels. Josefs Träume von Herrschaft und Macht erregen den Neid seiner Brüder, die ihn verschwinden lassen und dem Vater gegenüber als tot darstellen. Als Sklave in Ägypten bleibt Josef aber trotz aller Widrigkeiten sichtbar von Gott gesegnet und steigt durch seine Traumdeutungsgabe zum Vizekönig auf. Dank seiner Weisheit lässt er Getreidevorräte anlegen und kann so die ägyptische Bevölkerung in einer schweren Hungersnot versorgen. Auch Palästina ist von dieser Hungersnot betroffen, und Jakob schickt seine Söhne nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Hier treten sie dem mächtigen Vizekönig als Bittsteller gegenüber, der sich ihnen schließlich als Bruder zu erkennen gibt. Auf die Nachricht, dass der angeblich tote Josef lebt, reist der greise Jakob nach Ägypten. Auf Einladung des Pharaos siedelt sich die ganze Jakobsfamilie in der Region Goschen* an. Die Josefsgeschichte schließt mit Jakobs Segen über Josefs Söhne Ephraim und Manasse und den Segenssprüchen, die Jakob vor seinem Tod seinen zwölf Söhnen bzw. den von ihnen abstammenden zwölf Stämmen Israels mitgibt. Nach Jakobs Tod versichert Josef seinen besorgten Brüdern, dass er ihnen wohlgesonnen sei. Sie hatten ihm zwar einst übel mitgespielt, aber Gott ließ Gutes daraus entstehen.
Die moderne Bibelwissenschaft, die sich u.a. der historisch-kritischen Methode bedient, behandelt die Genesis als Traditionsliteratur, die über einen längeren Zeitraum gewachsen ist und an der viele Personen mitgeschrieben haben. Die Voraussetzungen für die Abfassung von Literaturwerken sieht sie erst in der Zeit der Königreiche Israel und Juda (ab dem 9./8. Jahrhundert v. Chr.) gegeben, als in den Zentren dieser Reiche ausgebildete Schreiber tätig waren, und zwar wegen der Rückständigkeit des Südreichs zuerst im Norden.
* Der Name Goschen [גֹּשֶׁן Goschän], in der Septuaginta [Γεσεμ Gesem] auch Gosen, bezeichnet im AT sowohl ein Gebiet in Ägypten als auch eine Stadt in Juda.
Das 2. Buch Mose [שְׁמוֹת Schemot, „Namen“], auf konaigriechisch Ἔξοδος Èxodos, latinisiert Exodus (Ex) („Auszug“) genannt, ist das zweite Buch der Tora und des AT. Der jüdische Name für dieses Buch besteht aus seinen ersten Worten: »We elleh schemoth« (“Und dies sind die Namen”). Das 2. Buch Mose besteht in seinem ersten Teil aus den Erzählungen über den Auszug der Israeliten aus Ägypten unter der Führung des Mose auf dem Weg in das durch JHWH* den Israeliten versprochene Land Kanaan.
Die Erzählung beginnt mit der Geburt Moses und beschreibt aufkeimende zwischen Israeliten und Ägyptern. Der Auszug wird den Israeliten erst gestattet, nachdem Ägypten von den Zehn Plagen heimgesucht wurde. Er führt durch das Schilfmeer, dessen Durchzug als wunderbares Handeln Gottes beschrieben wird, und weiter in die Wüste des Sinai, wo Gott am Berg Sinai Moses die Zehn Gebote offenbart.
Es folgt der Bund Gottes mit dem Volk Israel, bei dem die Rolle Aarons, des älteren Bruders Moses, an Bedeutung gewinnt. In einem Bundesbuch genannten Kodex werden in Kapitel 21 bis 24 Bundesgesetze zusammengestellt, die das Volk Israel als eine Theokratie unter Führung einer Priesterschaft einrichten. Als Zeichen dieses Bundes werden die Bundeslade, ein Holzkasten mit Steintafeln darin, auf denen die Zehn Gebote eingeschrieben sind, und ein transportabler Zelt-Tempel vom Tross als Heiligtum mitgeführt. Das Tempelzelt, dessen Konstruktion sehr detailliert beschrieben wird, stellt die erste Form des israelitischen Tempels dar. Kap. 1-15 handeln von der Errettung Israels durch Gott, Kap. 16-24 vom Zug durch die Wüste und der Gesetzgebung und Bundesschließung am Berg Sinai, und Kap. 25-40 von der Einrichtung der Stiftshütte (“Zelt der Begegnung”), des Heiligtums, in dem die Israeliten dem Herrn dienen sollten.
Das 2. Buch Mose steht in engem Zusammenhang mit den anderen vier Büchern Mose, der Tora oder des Pentateuch. Zeitlich ist es dem 1. Buch Mose nachgeordnet. An das 2. Buch Mose schließen das 3. und 4. Buch Mose inhaltlich an. Das 5. Buch Mose stellt in mancher Hinsicht eine Zusammenfassung des 2.–4. Buches dar, geht aber in seinen Lehren auch darüber hinaus.
* JHWH [יהוה] ist der unvokalisierte Eigenname des Gottes Israels im Tanach. Zu Beginn der Zehn Gebote stellt dieser Gott sich seinem Volk wie folgt vor: “Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.” [עֲבָדִֽ֑ים׃ אָנֹכִי יהוה אֱלֹהֶיךָ אֲשֶׁר הֹוצֵאתִיךָ מֵאֶרֶץ מִצְרַיִם מִבֵּית 20.2] [לֹא יִהְיֶה־לְךָ אֱלֹהִים אֲחֵרִים עַל־פָּנָי 20.3]
Levitikus (Lev) ist das dritte Buch des Pentateuch. In jüdischen Bibelübersetzungen heißt das Buch nach seinem ersten Wort Wajjikra [וַיִּקְרָא], was „Und er rief“ bedeutet. Eine weitere Bezeichnung lautet Drittes Buch Mose.
Im Pentateuch bildet Levitikus als das dritte der fünf Bücher das Zentrum: JHWH offenbart Mose die Lebensordnung für Israel als „heiliges und priesterliches Volk“. Die Anwesenheit JHWHs in seinem Heiligtum mitten in Israel erfordert die Heiligkeit der Israeliten mit einem Ineinander von ethischen und kultischen Regelungen. Den Kohanim* kommen dabei besondere Aufgaben zu. Das Buch Levitikus erläutert, auf welchen Wegen Versöhnung zwischen Israel und seinem Gott immer wieder erreicht werden kann.
Das Buch Levitikus besteht aus erzählten, wörtlich zitierten Gottesreden; von seiner Großstruktur ist es ein Erzähltext. Die Gottesrede an Mose wird jeweils mit der Formel „Und JHWH sprach zu Mose: Sprich zu X …“ (o.ä.) eingeleitet. Diese sich wiederholende Formel gliedert den Text.
Opferbestimmungen (Lev 1–7),
Einsetzung der Priester als Träger der Heiligkeit (Lev 8–10),
Reinheit im Alltag (Lev 11–15),
Der Versöhnungstag, Jom Kippur (Lev 16–17),
Heiligkeit im Alltag (Lev 18–20),
Einzelgebote für Priester und Opfer zur Wahrung der Heiligkeit (Lev 21–22),
Leben in der Gemeinschaft mit Gott (Lev 23–27).
* Ein Kohen [כֹּהֵן], Plural Kohanim [כֹּהֲנִים], “Priester”, ist ein Mitglied der jüdischen Priesterschaft. Die Kohanim waren gemäß biblischer Überlieferung eine Untergruppe der Leviten**, des tempeldienstlichen Stammes unter den Zwölf Stämmen Israels, wobei sie aber als Gruppe hinsichtlich des Tempeldienstes oder der Organisationsaufgaben traditionell in der Hierarchie über den Leviten standen
** Als Leviten werden die Nachfahren des Levi [לֵוִי] bezeichnet, denen allein die Zuständigkeit für den Tempeldienst übertragen war.
Das 4. Buch Mose, Hebräisch Bemidbar [בְּמִדְבַּר] oder Bamidbar [בַּמִּדְבָּר], konaigriechisch Ἀριθμοί Arithmoí, “latinisiert Numeri (Num), deutsch “Zahlen”, genannt, ist das vierte Buch des Tanachs wie auch des ATs. Es handelt vom Volk Israel in der Wüste und wurde seit dem Mittelalter in 36 Kapitel unterteilt. Zu Beginn werden die Zwölf Stämme Israels in ihren Zahlen nach männlichen Erwachsenen und in ihrer Ordnung angegeben. Das Buch heißt im Hebräischen nach den ersten Worten des Buches Bemidbar („in der Wüste“). Die Bezeichnung „Zahlen“ ist darauf zurückzuführen, dass im ersten Teil viele Zahlenangaben enthalten sind. Im 4. Buch Mose und auch im übrigen Pentateuch wird kein Verfasser genannt. Die deutsche Bezeichnung als die „fünf Bücher Mose“ verweist auf Mose als Autor des gesamten Pentateuchs. Diese Sichtweise wird nach wie vor vom orthodoxen Judentum sowie einem Teil der Christen vertreten.
Der Text des Buches Numeri lässt sich thematisch wie folgt gliedern:
Die Vorbereitung auf die Wanderung (Kapitel 1–4)
Weitere Gesetze (Kapitel 5–6)
Die Weihung des heiligen Zeltes (Kapitel 7–9)
Der Zug durch die Wüste (Kapitel 10–12)
Vierzig Jahre in der Wüste (Kapitel 13–15)
Aufstand von Korach (Kapitel 16–17)
Weitere Vorschriften für die Priester (Kapitel 18–19)
Aarons Tod, einige Schlachten bei der Wanderung durch die Wüste (Kapitel 20–22)
Die Geschichte von Bileam (Kapitel 22–24)
Götterkult der Moabiter, zweite Volkszählung (Kapitel 25–26)
Erbreihenfolge, Moses Nachfolge, Opferregelungen (Kapitel 27–30)
Der Vernichtungskrieg gegen die Midianiter (Kapitel 31)
Vorbereitungen auf die Vertreibung der Kanaaniter und ihre spätere Ausrottung (Kapitel 32–36)
Das Deuteronomium (Dtn) ist das fünfte Buch des Pentateuch. Im Tanach wird es nach den Anfangsworten »Elleh hadebarim« (“Dies sind die Worte”) als Hadebarim, in den meisten evangelischen Bibelübersetzungen als Fünftes Buch Mose bezeichnet. Der griechisch-lateinische Name Deuteronomium (“Die zweite Verkündigung des Gesetzes”) bezieht sich auf die Wiederholung der 10 Gebote vom Sinai vor der neuen Generation von Israeliten.
Typisch für das Deuteronomium ist die Verbindung von Gesetzestexten und argumentierenden, werbenden oder warnenden Ausführungen des Mose (Paränese). Diese Mahnrede legt sich wie ein Rahmen als Prolog und Epilog um die juristischen Stoffe, die den Kern des Deuteronomiums bilden. In diesem zentralen juristischen Teil tritt Mose als Sprecher in den Hintergrund. Die stofflichen Übereinstimmungen mit Bundesbuch und Heiligkeitsgesetz werden mehrheitlich so erklärt, dass das Dtn einen Kommentar zum Bundesbuch darstellt, das Heiligkeitsgesetz dagegen das Dtn kommentiert.
In knapper, konzentrierter Form gibt der Bucherzähler Informationen zu Ort, Zeit und Anlass der Mosereden. Dieser Erzähler verortet sich selbst im Land Israel, denn von ihm aus gesehen befinden sich Mose und seine Hörer „jenseits des Jordan“ (Dtn 1,1) im Land Moab (Dtn 1,5). Die Erzählung des Deuteronomiums spielt also im heutigen Jordanien. Trotz mehrerer Ortsnamen in Dtn 1,1 ist nicht (mehr) deutlich, wo genau sich Mose und seine Zuhörer „in der Wüste“ aufhalten. Nach Dtn 3,29 lagern die Israeliten „im Tal gegenüber von Bet-Peor“. Und dort wird Mose nach Dtn 34,6 von Gott an unbekannter Stelle begraben. Eine geographische Angabe, die im Dtn Gewicht hat, lässt sich klar lokalisieren: das tief eingeschnittene Tal des Arnon (Wadi Mudschib). Seine Überquerung markiert den Wechsel von friedlicher Wanderung des Volkes Israel zu militärischer Eroberung des verheißenen Landes. Irgendwo hier, östlich des Toten Meeres, spielt die Handlung des Deuteronomiums.
Inhaltliche Gliederung:
Einleitungsrede [Geschichtsrückblick] (1-3)
Erste Rede Mose (1,6–4,43)
Überschrift und Einleitung der zweiten Rede (4,44-49)
Zweite Rede des Mose (5,1-11,32)
Überschrift des Gesetzeskorpus (12,1)
Gesetzeskorpus (12,2-26,12)
Kultzentralisation, Privilegrecht JHWHs, Sozialgesetze (12,2-16,17)
Ämtergesetze, Verfassungsentwurf (gewaltenteilig organisierte Ämtergesetze über Richter, König, Priester, Prophet) (16,18-18,22)
Rechts-, Sozial- und Tabubestimmungen; kultischer Anhang (19,1-26,15)
Überleitung zur dritten Rede (26,16-19)
Dritte Rede des Mose (27-30)
Abschluss des gesamten Pentateuch (31-34)
Das Buch Josua - Jehoschua
Das Buch Josua, im Hebräischen Jehoschua oder Joschua [יְהוֹשֻׁעַ], „JHWH ist Retter/Rettung/Hilfe“, genannt, ist das sechste Buch des Tanach und des ATs. Es beschreibt die Eroberung und frühe Besiedlung Kanaans durch die israelitischen Stämme von der Zeit nach dem Tod Moses bis zum Tod Joschuas. Seit dem Mittelalter wird es in 24 Kapitel unterteilt. Das Buch Josua ist benannt nach dem Ephraimiter Josua, dem Sohn des Nun [נוּן]. Josua wird dargestellt als Diener des Mose, der später zu seinem Nachfolger und zum Heerführer ernannt wurde (Ex 33,11; Dtn 34,9; Jos 1,1f.). Der/die Verfasser ist/sind namentlich unbekannt, steht aber in enger Verbindung zur Tora, da er/sie deren theologische Konzeption weiterführt(en). Die moderne Bibelforschung verortet den Entstehungszeitraum des Buches auf die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Die Verbindung ist so eng, dass einige Forscher Tora und Josuabuch zusammenfassen zum Hexateuch*. Das Josuabuch schließt direkt an die Erzählung der Tora an und berichtet den Einzug in das Gelobte Land, das Ende der Wüstenwanderung und die Aufteilung des Landes auf die Stämme. Das Buch deutet sogar die Fortsetzung der Tora durch Josua an in Jos 24,26. Das Buch ist relativ klar strukturiert. Es besteht aus einem Prolog, drei Hauptabschnitten und einem Epilog.
Prolog: Josua wird von Gott ermutigt und bevollmächtigt und fordert das Volk auf, sich auf den Einzug ins Land vorzubereiten (Kapitel 1).
Erster Hauptteil: Der Durchzug durch den Jordan und der Einzug in das Land Kanaan (Kapitel 2–5).
Kapitel 2: Jericho wird erkundet und die beiden Kundschafter im Haus Rahabs
Kapitel 3: Die Überquerung des Jordan
Kapitel 4: Die Gedenksteine am anderen Ufer des Jordan
Kapitel 5: Die Beschneidung in Gilgal und der Oberste des Heeres
Zweiter Hauptteil: Die Eroberung des Landes (Kapitel 6–12)
Kapitel 6: Sieg über den ersten Feind und Jericho wird geschlagen
Kapitel 7: Achan sündigt und das Volk erleidet vor Ai eine Niederlage
Kapitel 8: Die Widerherstellung des Volkes und der Sieg über Ai
Kapitel 9: Die List der Gibeoniter und der falsche Bund
Kapitel 10: Der Sieg über Könige im Süden Kanaans
Kapitel 11: Der Sieg über Könige im Norden Kanaans
Kapitel 12: Namen und Details einiger der besiegten Könige
Dritter Hauptteil: Die Aufteilung des Erbes (Kapitel 13–22)
Kapitel 13: Gottes Auftrag und die zweieinhalb Stämme
Kapitel 14: Die zweieinhalb Stämme und der Stamm Levi. Kaleb erhält Hebron.
Kapitel 15: Das Erbe Judas
Kapitel 16–17: Das Erbteil von Ephraim und Manasse
Kapitel 18: Die Stiftshütte in Silo. Verteilung des restlichen Landes. Das Erbe Benjamins.
Kapitel 19: Das Erbe von Sebulon, Issaschar, Aser, Naphtali und Dan
Kapitel 20: Die Zufluchtsstädte für den Totschläger
Kapitel 21: Die Städte für die Leviten
Kapitel 22: Die Rückkehr der zweieinhalb Stämme
Epilog: Schlussworte Josuas. Ein Vermächtnis wird zum Appell (Kapitel 23–24)
Kapitel 23: Josuas erste Schlussrede
Kapitel 24: Josuas zweite Schlussrede. Die Reaktion des Volkes. Der Tod Josuas und Eleasers
* Hexateuch (Ἑξάτευχος – zusammengesetzt aus ἕξ héx “sechs” und τεῦχος teũchos “Gefäß”, also “Sechsgefäß”) versteht man die ersten sechs Bücher des ATs, also den Pentateuch zusammen mit dem Buch Josua. In der biblischen Exegese sieht die wissenschaftliche Forschung einen literarischen Zusammenhang von dem Buch Genesis bis zum Josua. Josua Kapitel 24 kann als Erfüllung einer in Genesis Kapitel 50 zu findenden Verpflichtung gelesen werden.
Buch der Richter - Sefer Schofetim
Das Buch der Richter (Ri), [ספר שופטים Sefer Schoftim] ist ein Teil des Tanachs und des ATs. Seit dem Mittelalter wird es in 21 Kapitel unterteilt. Das Richterbuch schildert die Situation der zwölf Stämme Israels nach der Landnahme und vor dem Beginn einer Königsherrschaft in Israel. Es handelt sich um die vorstaatliche Zeit, die oft als „Richterzeit“ benannt wird. Die Phase der Landnahme gilt als abgeschlossen, nun muss das Land gegen äußere Feinde gesichert werden. Dafür sind im Erzählverlauf die Richter, שֹׁפְטִים, schofetim, zuständig, daher der in jüdischer und christlicher Tradition gleichlautende Name des Buches. Bei den Richtern unterscheidet die Forschung die kleinen von den großen Richtern. Damit wird nicht auf den deutlich unterschiedlichen Umfang der Berichte hingewiesen, mit dem von den verschiedenen Gruppen oder Personen erzählt wird. Es scheint so, als hätten die großen Richter als charismatische Heerführer gegen Israels Feinde gekämpft, die kleinen Richter gelten dagegen als tatsächliche Richter oder lokale Fürsten.
Die Darstellung der Geschichte folgt dem deuteronomistischen Schema: das Volk fällt von Gott ab und dient Götzen, worauf JHWH Israel durch ein fremdes Volk bestraft. Israel schreit in der Not zu Gott und es entsteht ein Richter, der dem Volk wieder Ruhe schafft (in der Regel 40 Jahre lang), bis es erneut abfällt. Interessant ist, dass in diesem Buch Frauengestalten eine besondere Rolle zukommt (Jaël oder Debora). Ein weiteres wichtiges Thema ist die Geistbegabung der charismatischen Führergestalten.
Gliederung
Übersicht über die Situation nach der Landnahme (1,1-2,5)
Einleitung : Zustände in der Richterzeit (2,6-3,6)
Richtererzählungen (3,7-16,31)
Nachtrag I: Der Stamm Dan (17-18)
Nachtrag II: Strafaktion gegen Benjamin (19-21)
Das Buch Ruth - Rut
Das Buch Rut spielt der Überschrift nach in der Zeit der Richter. Inhaltlich und sprachlich gibt es aber keine besonderen Nähen zum Richterbuch. Der jüdischen Tradition nach gehört es zu den Chamesch Megillot [חֲמֵשׁ מְגִילּוֺת], im dritten Teil des Tanach, den Ketuvim („Schriften“): das Buch Rut, Hoheslied, Kohelet, die Klagelieder und das Buch Ester sind den fünf wichtigsten jüdischen Festen Schawuot [שָׁבוּעוֹת], Pessach [פֶּסַח], Sukkot [סֻכּוֹת], Tischa beAv [תשעה באב] und Purim [פורים] zugeordnet.
Sowohl das Ernten als auch der genealogische Zusammenhang mit dem Haus Davids spielen im Buch Rut eine Rolle. Es will erklären, weshalb eine Moabiterin (Rut) Ahnmutter des israelitischen Königs David sein kann. Damit nimmt es in der – in nachexilischer Zeit strittigen – Frage der Mischehen eine andere Position ein als Texte wie Neh 13,23ff. Der Form nach ist das ganze Buch eine durchgehende, novellistische Erzählung (vgl. die Josefsnovelle). In der Darstellung ist alles davon bestimmt, dass Gottes unsichtbare Führung die Wege der Rut zum Guten (zum auf David hinweisenden Stammbaum) leitet. Die Darstellung ist allerdings in großem Maße typisiert, man beachte nur die Namen der Männer: Machlon = Krankheit, Kiljon = Schwindsucht; dagegen: Rut = die Anmutige, Noomi = die Schöne. In 1,20 wird ausdrücklich auf die Symbolbedeutung der Namen hingewiesen.
Eine Gliederung des Buches ist kaum sinnvoll, daher sollte man den Erzählverlauf vom Auszug Ruts mit ihrer Schwiegermutter Noomi aus Moab bis zu ihrer Heirat mit Boas folgen. Für das Verständnis dieser Geschichte sind die im Hintergrund stehenden miteinander verbundenen Vorstellungen altisraelitischen Rechts wichtig: Die Leviratsehe und die Vorstellung vom Erbbesitz des Landes [נַחֲלָה, nahala, vgl. 4,5]. Das Land gilt als von Gott den einzelnen Vätern bzw. Sippen zugeteilt. Daher kann man Land nicht verkaufen, es muss innerhalb der Familie bleiben. Da nun die Erben gestorben sind, muss das Land (der Tradition nach mit der dazugehörigen Frau) an ein Mitglied der erweiterten Familie weitergegeben werden, den Löser (גּוֹאֵל, go’el). Der Löser muss an Rut die sogenannte “Leviratsehe” [ייבום, Jibbum], lateinisch levir „Schwager“, vollziehen, um so dem Verstorbenen Nachwuchs zu erzeugen und den Namen zu erhalten (Dtn 25,5-10; Gen 38). Die entsprechenden Verhandlungen haben vor Zeugen im Tor der Stadt zu geschehen.
1.Buch Samuel - Sefer Schemuel
Die beiden Samuelbücher waren ursprünglich ein Buch. In der Septuaginta wurde es getrennt, ebenso das Buch der Könige. 1.Sam und 2.Sam beschreiben die Geschichte von den Anfängen des Königtums bis zum Reich Davids. Dabei sind die Hauptpersonen der Darstellung: der Prophet und letzte Richter Samuel, Saul als erster König und David als prototypischer König. David gilt die Verheißung, dass seine Dynastie auf ewig die Herrschaft haben werde. Im Zentrum der Bücher steht die Weissagung des Propheten Natan in 2.Sam 7, in der diese Verheißung dem König verkündet wird. Auf das Kapitel 2.Sam 7 zielt bereits der Anfang des gesamten Buches.
Der Zyklus der Davidgeschichten reicht bis in die Königsbücher hinein, denn erst in 1.Kön 2 wird sein Tod geschildert. Innerhalb der David-Überlieferung wird üblicherweise zwischen der Geschichte von Davids Aufstieg und der Hof- oder Thronnachfolgegeschichte unterschieden. Hinzu kommt als eigene Einheit die Ladegeschichte. In diesen Sammlungen spiegeln sich wohl frühere Formen israelitischer Geschichtsschreibung, die in überarbeiteter Fassung Eingang in die kanonischen Bücher gefunden haben.
Im 1. Buch Samuel (Schemuel = “Von Gott erhört”) wird die Geschichte des Handelns Gottes mit seinem Volk Israel vom Ende der Richterzeit bis zur Erwählung Davids zum König geschildert. Das Buch beginnt mit der Geschichte Samuels, der zum Dienst in der Stiftshütte - der Mischkan [מִשְׁכָּן] oder auch Zelt der Begegnung, Ohael Mo’ed [אֹהֶל מוֹעֵד] genannt - geweiht und von Gott zum Propheten berufen wird.
Übersicht über das 1. Buch Samuel
Samuel in Schilo (1-3)
Die Lade und die Philisternot (4-7)
Das Königsrecht (8)
Aufstieg Sauls, von der Königswürde bis zur Verwerfung (9-15)
Davids Aufstieg und Sauls Niedergang (16-31)
2.Buch Samuel - Sefer Schemuel
Das 2. Buch Samuel setzt die inspirierte Geschichte des Volkes Israel fort und schildert die Königsherrschaft Davids von den ersten Anfängen nach Sauls Tod, als er in Hebron zum König über Juda gemacht wird. Nach sieben Jahren wird er zum König über ganz Israel, erobert Jerusalem und macht es zu seinem Königssitz. Gott segnet den König, so dass er die Feinde Israels besiegt. David überführt die Bundeslade nach Jerusalem und empfängt danach die Verheißung, dass einer seiner Nachkommen ein ewiges Königreich empfangen soll – ein Hinweis auf den kommenden Messias. Doch inmitten der Segnungen Gottes begeht David Ehebruch mit Bathseba und lässt dann ihren Mann Urija umbringen. Der letzte Teil des 2. Samuelbuches beschreibt, wie Sünde, Zerrissenheit, Mord und Aufruhr über die Familie Davids kommen. Amnons Schandtat an Tamar, Absaloms Mord an Amnon, Absaloms Rebellion und Thronanmaßung, Davids Flucht aus Jerusalem, der Tod Absaloms im Bürgerkrieg … David muss einen hohen Preis für seine Sünde zahlen.
Übersicht über das 2. Buch Samuel
David wird König über Juda und Israel und erobert Jerusalem (1-5)
Überführung der Lade nach Jerusalem, Natansweissagung (6-7)
Summar: Davids Kriege (8)
Davids Regierung und die Thronnachfolge (21. 23,9-20), Aufstände von Abschalom und Scheba
Schlussteil: Rache an Sauls Verwandten (21)
Philisterkämpfe (21.23)
Davids Danklied und letzte Worte (22-23)
Die Volkszählung (24)
1.+2. Buch Könige - Melachim
Die Darstellung der beiden Königsbücher (die ursprünglich nur ein Buch waren) reicht vom Beginn des Königtums Salomos bis zum babylonischen Exil. Während die beiden Samuelisbücher einen Zeitraum von kaum mehr als 50 Jahren beschreiben, schildern die Königsbücher also Ereignisse aus vier Jahrhunderten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Geschichte immer aus dem Blickwinkel des späteren Juda gesehen wird.
Die Entwicklungen im inzwischen untergegangenen Nordreich Israel werden oft nur kurz gestreift, auch wenn sie historisch von hoher Bedeutung sind. An verschiedenen Stellen wird wiederum auf ältere, uns nicht erhaltene Geschichtswerke zurückgegriffen.
Auffällig ist, dass in diesem Textkomplex die Rolle der prophetischen Gestalten deutlich wichtiger wird. 1Kön 13.14.16 handeln von prophetischen Gerichtsansagen, hinzu kommt der große Zusammenhang der Elija-Elischa-Geschichten in 1.Kön 17-2.Kön 9. Die jeweils geschilderte geschichtliche Entwicklung wird somit als durch Gottes Wort korrekturbedürftig erwiesen.
Die Königsbücher lassen sich in drei Hauptteile gliedern, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
1.Kön 1–11: Regierungszeit Salomos; im Zentrum steht die Weihe des Jerusalemer Tempels. Die Teilung des Reichs nach seinem Tod ist die Strafe dafür, dass Salomo den Kult anderer Götter tolerierte.
1.Kön 12–2.Kön 17: Parallele Geschichte der geteilten Reiche Israel und Juda bis zum Fall Samarias. Alle Könige erhalten eine Bewertung; diese fällt bei den Königen des Nordreichs Israel stets negativ aus, da sie an der „Sünde Jerobeams“ teilhatten, d. h. sich nicht zum Jerusalemer Tempel orientierten.
2.Kön 18–25: Geschichte von Juda bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezzar, 586 v. Chr. Hier stehen die Könige Hiskija und Joschija aufgrund ihrer religiösen Reformen im Mittelpunkt.
Das letzte berichtete Ereignis ist die Begnadigung des Königs Jojachin (2.Kön 25,27-30); die Endredaktion muss folglich nach 561 v. Chr. stattgefunden haben.
1.Buch Chronica - Dibre-ha-Jamim
Die zwei Chronikbücher (Buch der Worte/Begebenheiten der Tage”) berichten die Geschichte der Könige und des Volkes Israel von einem anderen geistlichen Gesichtspunkt aus als die Königsbücher. Sie sind das Werk nicht genannter prophetischer Schreiber, die vermutlich Priester waren und die sich bei der Verfassung auf verschiedene schriftliche Quellen stützten. In der hebräischen Bibel stehen die Chronikbücher an letzter Stelle. Das erste Buch der Chronik beginnt mit Geschlechtsregistern, die vor allem Gottes Heilshandeln mit den Menschen aus der Segenslinie Sems im Rückblick in Erinnerung rufen, von Adam bis hin zu den zwölf Stämmen im Land Israel (Kap. 1-9). Danach wird das Ende Sauls und die Königsherrschaft Davids, des Mannes nach dem Herzen Gottes, berichtet (Kap. 10-29). Dabei wird die Gnade Gottes David gegenüber betont; seine Sünde mit Bathseba wird dagegen nicht erwähnt. Einen besonderen Raum nimmt die Bundeslade und die Vorbereitung des Tempelbaues ein, einschließlich der Ordnungen Davids für den Dienst der Leviten (Kap. 13; 15-17; 21-26; 28-29). In Kap. 17 finden wir die Verheißung eines ewigen Königtums für einen Nachkommen Davids, den Messias, die in Jesus Christus erfüllt werden wird.
2.Buch Chronica - Dibre-ha-Jamim
Das zweite Buch der Chronik führt besonders die biblische Geschichte des davidischen Königtums fort, wobei auch hier die Gnade Gottes der Grundzug ist; deshalb endet dieses Buch auch nicht mit der Verschleppung der Israeliten in die babylonische Gefangenschaft, sondern mit dem Edikt des persischen Königs Kyrus, das die Rückkehr Judas nach Jerusalem ermöglicht. Das Buch beginnt mit der Regierung Salomos (Kap. 1-9) wobei auch hier der Bau des Tempels besonderen Raum einnimmt (Kap. 2-7) und Salomos Versagen nicht erwähnt wird. Der zweite Teil (Kap. 10-36) schildert dann hauptsächlich die Geschichte Judas und seiner Könige bis zum Zerfall des davidischen Königtums. Dabei zeigt sich durchgehend der besondere Bezug zum Tempeldienst und überhaupt dem Gottesdienst des Volkes; der Bericht geht ausführlich auf die Segenserfahrungen, aber auch auf das Versagen im Glaubensleben einiger Könige ein (z.B. Asa, Josaphat, Joas, Ussija) und hebt besonders die treuen Könige Hiskia und Josia hervor, und in ihrem Wirken ihre Verdienste um den Tempel und die Feiern des Passah.