Übersicht über das Evangelium nach Matthäus
Vorgeschichte (1,1-4,22)
Jesus als der Messias des Wortes und der Tat (4,23-9,35)
Aussendung der Jünger (9,36-11,1)
Das Entstehen der Gemeinde in der Auseinandersetzung um das Wesen Jesu (11,2-16,20)
Jüngerbelehrung (16,21-20,34)
Wirksamkeit Jesu in Jerusalem (21,1-25,46)
Passionsgeschichte (26,1-27,66)
Ostergeschichten (28, darin: 18-20 Missionsbefehl)
Der Autor
Der griechische Buchtitel lautet εὐαγγέλιον κατὰ Μαθθαῖον euangélion katà Matthaĩon, also „Evangelium nach Matthäus“. Die älteste uns bekannte Verfassertradition geht auf Papias von Hierapolis* [Παπίας Ἱεραπολίτης] zurück. Sie benennt den Jünger Matthäus als den Autor des ersten Evangeliums. Er soll es in hebräischer Sprache abgefasst haben. Der Text des Evangeliums bietet allerdings keine Hinweise darauf, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Die Verfassertradition dürfte auf MT 9,9 zurückgehen, denn dort wird der Name des in Mk 2,14 Levi genannten Zöllners mit Matthäus angegeben. Diese Namensänderung wurde offenbar als biographischer Hinweis des Verfassers verstanden. Wir müssen also davon ausgehen, dass der Verfasser des Evangeliums ein uns namentlich nicht bekannter Christ war, der erst später mit dem Jünger Matthäus identifiziert worden ist.
Die Entstehungssituation
Das Matthäusevangelium entstand vermutlich im judenchristlichen Milieu Syriens. In der Forschung ist die Frage, ob es in einem juden- oder heidenchristlichen Milieu entstanden ist, umstritten. Für beide Einordnungen lassen sich gewichtige Argumente beibringen. Vermutlich ist diese Debatte aber von geringer Relevanz. Der Evangelist greift in den „Reflexionszitaten“ auf das Alte Testament zurück und bezeichnet das Auftreten Jesu als die Erfüllung der dort überlieferten Verheißungen (1,22f.; 2,5f..15.17f.; 3,3). Die Tora wird grundsätzlich als verbindlich anerkannt (5,17-19) und die Mission Jesu ist auf die „verlorenen Schafe Israels“ begrenzt (10,5f.; 15,24). Schließlich ersetzt der Evangelist „Königsherrschaft Gottes“ aus dem Markusevangelium konsequent durch „Königsherrschaft der Himmel“, vermeidet also nach jüdischer Sitte jede Assoziation des Gottesnamens. Das alles spricht dafür, dass er selbst Judenchrist war.
Der Evangelist schreibt allem Anschein nach für eine juden-christliche Gemeinde, die den Schritt zur Heidenmission vollzogen hat. Dieser scheint aber nicht unumstritten gewesen zu sein, da sich das Evangelium als ein Plädoyer für die Verbreitung des Evangeliums unter den Völkern lesen lässt. Zugleich ist das EMt auch ein Dokument des frühchristlichen Ablöseprozesses von der Synagogengemeinde. Das Heil gilt selbstverständlich allen Völkern (28,18-20; 22,1-14). Der Evangelist übernimmt aus EMk die programmatische Diskussion der Unterscheidung von „rein“ und „unrein“ im kultischen Sinne (15,1–20) und deutet die entsprechenden Worte Jesu ethisch. Die rituellen Vorschriften für den Sabbat haben ihre Bedeutung verloren (12,1-8 mit Hos 6,6 als Zielpunkt). Die Kirche wird als das wahre Israel angesehen (8,11f.; 21,33-46; 22,7–10), während das alte Heilsvolk verworfen ist, weil es den Willen Gottes nicht tut (21,43; 5,20; 23). Die deutliche Distanz der Adressaten zur jüdischen Synagogengemeinschaft wird auch durch die Sprache des matthäischen Jesus manifestiert, der von „ihren Schriftgelehrten“ (7,29) und „euren Synagogen“ (23,34) spricht. Die Art der Polemik in Mt 23 und anderen Ortes zeigt aber zugleich, dass diese Distanz begründet werden muss, da die inhaltliche Nähe insbesondere zum pharisäischen Judentum spürbar ist.
Ein grundlegendes Problem der matthäischen Gemeinde besteht aus der Sicht des Evangelisten darin, dass „die Liebe der Vielen erkaltet“ (24,12). Als Ursache nennt er das Auftreten von „Gesetzlosigkeit“. An anderer Stelle wird deutlich, dass er mit diesem Vorwurf auf Leute in der Gemeinde zielt, die zwar das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn sprechen, aber „den Willen des Vaters im Himmel“ nicht tun (7,21). Der Evangelist ist also bemüht, verbindliche christliche Verhaltensnormen zu etablieren.
Abfassungsort und -zeit
Versucht man die Gemeinde, für die das EMt geschrieben worden ist, genauer zu lokalisieren, weisen die Indizien nach Syrien, möglicherweise Antiochia**, das in 4,24 ausdrücklich genannt wird. Der Evangelist nennt den See Gennesaret [ים כנרת Jam Kinneret] unbefangen ein „Meer“ (kennt also wohl kein größeres Gewässer) und wenn er von Gebieten „jenseits des Jordan“ spricht, meint er die Gegend westlich des Jordan (19,1). Das EMt setzt die Zerstörung Jerusalems im Jüdischen Krieg bereits voraus (21,41; 22,7; 23,38). Auf Verfolgungen der Christen von Seiten der Juden blickt der Evangelist als vergangenes Problem zurück. Dagegen rechnet er mit weltweiten Verfolgungen der Christen und sieht die eigentliche Gefährdung in innergemeindlichen Problemen (24,9-14). Die Entstehung des Evangeliums wird aus diesen Gründen meist in die Zeit zwischen 80 und 90 n. Chr. datiert.
Die Reden im Matthäusevangelium
Matthäus, der “Theologe unter den Evangelisten” ordnet sein Material thematisch stärker als Markus. So stellt er das Spruchgut zu fünf großen Reden zusammen, die sein Evangelium prägen: Bergpredigt (5-7), Aussendungsrede (10), Gleichnisrede (13), Gemeinderegel (18), Doppelrede gegen die Pharisäer und von den letzten Dingen (23-25). Durch die ausgedehnten Reden stellt Matthäus Jesus in seinem Evangelium vor allem als Lehrer dar (23,8; 28,19).
Die Vorgeschichte
Herkunft Jesu („Urkunde des Ursprungs“) 1,1-25
Geburtsgeschichten (2,1-23)
Auftreten des Täufers und Taufe Jesu (3,1-17)
Versuchungsgeschichte (4,1-11)
Beginn der Wirksamkeit Jesu (4,12-22)
Der Stammbaum Jesu beginnt mit Abraham, dem Stammvater der Juden, und führt über 3mal 14 Geschlechter bis zu Jesus. Durch diese Einteilung wird die Davidssohnschaft Jesu hervorgehoben. Die Schilderung des Traumgesichts des Josef betont die Jungfrauengeburt (1,18.20) und deutet den Namen Jesu. Die vier Geburtsgeschichten (2,1-23) werden von der jüdischen Moselegende konnotiert. Der Evangelist fasst die Botschaft Johannes des Täufers mit denselben Worten zusammen wie die Botschaft Jesu. Damit charakterisiert er ihn als Vorläufer Jesu, dessen Auftreten er ankündigt. In der Taufe wird Jesus als der geistbegabte Gottessohn offenbar, der gekommen ist, um „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (3,15; 3,1-17).
Jesus als der Messias des Wortes und der Tat
Summarium (4,23-25)
Bergpredigt (5,1-7,29)
Die Taten Jesu als Ausweis seiner Vollmacht (8,1-9,34)
Summarium (9,35)
Die Bergpredigt repräsentiert im Sinne des Evangelisten die Lehre Jesu schlechthin. Sie wird mit einer Reihe von neun Seligpreisungen eröffnet, die in die beiden Bildworte vom Salz und vom Licht münden. Die Verheißung des Himmelreichs und das Tun der Gerechtigkeit bestimmen das Wesen christlicher Existenz. Jesus ist gekommen, um die Tora zu „erfüllen“ (5,17). Daraus erwächst die Forderung der „besseren Gerechtigkeit“ (5,20), die in den sogenannten “Antithesen” exemplarisch Gestalt gewinnt.
Dann folgt in drei Schritten (Almosengeben, Beten, Fasten) die Warnung vor der Jagd nach irdischer Anerkennung (6,9-13 Vaterunser). Wer danach strebt, sucht nach falschen Schätzen und versucht, zwei Herren zu dienen. Dagegen gilt die Zusage, dass, wer nach dem Reich Gottes und Gottes Gerechtigkeit strebt, auch alle täglichen Bedürfnisse von Gott erfüllt bekommt (6,33). Mit der „goldenen Regel“ (7,12) fasst Matthäus die Lehre der Bergpredigt zusammen. Die abschließende Warnung vor „Pseudopropheten“ und das Doppelgleichnis vom Hausbau schärfen das Tun der Worte Jesu ein.
Bei den Wundergeschichten in 8f. fällt auf, dass Mt im Vergleich zu Mk die wunderbaren Züge stark kürzt. Dagegen wird der Glaube der Geheilten hervorgehoben (8,10; 9,22.29). Die Geschichten dienen zur Illustration der Lehre Jesu und ihrer Konsequenzen.
Die Aussendung der Jünger
Jesu Erbarmen über das Volk (9,36-38)
Vollmacht für die Jünger (10,1)
Jüngerliste (10,2-4)
Aussendungsrede (10,5-11,1)
Die Wirksamkeit der Jünger setzt die Taten und die Lehre Jesu fort (10,5-8); auch ihre Sendung beschränkt sich (zunächst) auf die „verlorenen Schafe Israels“ (10,6). In der Aussendungsrede erteilt Jesus Anweisungen für die Mission und sagt Verfolgungen an. Den Jüngern wird angesichts der kommenden Erfahrung gewaltsamer Ablehnung Trost zugesprochen. Die Rede endet mit dem nachdrücklichen Verweis darauf, dass das Verhalten gegenüber Jesus Konsequenzen im Endgericht hat. Das gilt entsprechend auch für das Verhalten gegenüber den Jüngern. Hier begegnet erstmals die Bezeichnung „die Kleinen“ (οἱ µικροί hoi mikroi) für die Jünger (10,42).
Das Entstehen der Gemeinde in der Auseinandersetzung um das Wesen Jesu
Anfrage des Täufers und Antwort Jesu (11,2-24)
Werberede Jesu (11,25-30)
Die Lehre Jesu im Widerstreit (12,1-50)
Gleichnisrede (13,1-52)
Jesus zwischen Ablehnung in der Vaterstadt und Glauben der Jünger (13,53)
Auseinandersetzung um die Reinheitsgebote, Wunder und Warnung vor Pharisäern,Sadduzäern (15,1-16,12)
Petrusbekenntnis in Caesarea Philippi (16,13-20)
Im 2. Hauptteil des EMt schildert der Evangelist die sich zuspitzende Auseinandersetzung um Jesus und das Entstehen der Jüngergemeinde. Am Beginn steht die Anfrage des Täufers, ob Jesus der Erwartete sei. Jesus antwortet mit einem Mischzitat aus dem Buch des Propheten Jesaja. Dadurch stellt er seine Wirksamkeit in den Horizont dieser Verheißungen. Der Evangelist schließt eine Werberede Jesu (11,25-30) an, die in den „Heilandsruf“ mündet.
Die folgenden Streitgespräche und Heilungen (12,1-50) erzählen die sich zuspitzende Auseinandersetzung um die Vollmacht Jesu. Die Pharisäer reagieren auf die Taten Jesu mit dem Todesbeschluss (12,14) und dem Beelzebulvorwurf (12,24). Jesus reagiert auf den Beelzebulvorwurf mit einer Verteidigungsrede, die das Wort der Menschen wie ihre Taten zum Kriterium im Endgericht macht.
Die Gleichnisrede (13,1-52) besteht aus insgesamt sieben Gleichnissen und zwei Gleichnisdeutungen. Daneben stehen grundlegende Reflexionen über Jesu Rede in Gleichnissen. Der erste Teil der Rede (Gleichnisse vom Sämann, Unkraut unter dem Weizen, Senfkorn, Sauerteig) wendet sich an das Volk. Die Reflexion über den Sinn der Rede in Gleichnissen firmiert aber als Jüngerbelehrung. Der zweite Teil der Rede (Gleichnisse vom Schatz, der Perle und dem Fischnetz) ist dann nur noch an die Jünger gerichtet. Die Rede stellt das Verstehen der Jünger (13,11f.16f.51f.) und das Nichtverstehen der Anderen (13,13-15) hart gegeneinander. Themen sind das Hören, die jetzt verborgene Größe und Herrlichkeit des Himmelreichs und das Endgericht.
Das Bekenntnis des Petrus bei Caesarea Philippi*** (16,13-20) bildet den Höhepunkt des 2. Hauptteils, leitet aber zugleich zu der anschließenden Jüngerbelehrung über. Petrus erscheint als der Sprecher der Jünger und wird durch das Felsenwort und die Zusage der Schlüsselgewalt besonders hervorgehoben.
Die Jüngerbelehrung
1. Leidensankündigung und Nachfolgeworte (16,21-28)
Verklärungsgeschichte (17,1-13)
Kraft des Glaubens, 2. Leidensankündigung, Tempelsteuer "(17,14-27)
Gemeinderegel“ (18,1-35)
Aufbruch nach Jerusalem, Zugang zum Himmelreich (19,1-20,16)
3. Leidensankündigung, Abschluss der Jüngerbelehrung (20,17-34)
Im 3. Hauptteil des EMt rücken Gemeindeprobleme in den Vordergrund. Am Beginn steht programmatisch die Frage der Nachfolge (16,21-28), die als Belehrung über die Leidensnachfolge offensichtlich bewusst nur die Jünger in den Blick nimmt. Nach der Verklärungsgeschichte (17,1-13) werden zwei Fragen behandelt, die der matthäischen Gemeinde anscheinend unter den Nägeln brannten: Die Erfahrung der eigenen Glaubensschwäche (17,20) und das Problem, wie mit der eigenen Freiheit umzugehen sei (17,27).
Der Rangstreit unter den Jüngern bietet den Anlass für die vierte große Rede Jesu, die oft als „Gemeinderegel“ (18,1-35) bezeichnet wird. Hauptgegenstand der Rede sind die hoi mikroi, „die Kleinen“, in der Gemeinde. Im Einzelnen geht es um das vorbehaltlose Annehmen des Himmelreichs, die Warnung vor dem Verführen und Verachten „der Kleinen“, den Umgang mit sündigen Gemeindegliedern und die Mahnung zur Vergebung.
Nach der dritten Leidensankündigung bricht durch das Ansinnen der Mutter der Zebedaïden**** das Problem der Rangfolge unter den Jüngern auf (20,17-34). Jegliche Hierarchie unter ihnen wird abgelehnt (20,28).
Die Wirksamkeit Jesu in Jerusalem
Einzug in Jerusalem und Tempelreinigung (21,1-17)
Die Macht des Glaubens (21,18-22)
Frage nach der Vollmacht Jesu (21,23-22,14)
Jesus als Lehrer im Tempel (22,15-46)
Antipharisäische Rede (23,1-39)
Ankündigung der Zerstörung des Tempels und Rede von den letzten Dingen (24,1-25,46)
Der 4. Hauptteil des EMt ist zunächst wiederum von der Auseinandersetzung mit den Gegnern Jesu geprägt. Am Beginn unterstreicht der Evangelist durch die unmittelbare Verbindung von Einzug in Jerusalem und Tempelreinigung den messianischen Anspruch Jesu 21,1-17. Den Jüngern gegenüber wird die Macht des Glaubens betont (21,18-22). Die Repräsentanten des Volkes stellen die Vollmachtsfrage an Jesus (21,23). Er macht in der Antwort ihr Verhalten gegenüber dem Täufer zum Thema und stellt dann die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis Israels zu dem in seiner Person ergehenden Angebot Gottes (Gleichnis von den bösen Winzern; Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl). Israel hat dieses Angebot abgelehnt: „Deshalb sage ich euch, dass das Reich Gottes von euch genommen werden wird und einem Volk gegeben werden wird, das seine Früchte bringt.“ (21,43). Das bedeutet aber für die Gemeinde zugleich die Warnung, dass, wer beim Festmahl Gottes kein Hochzeitsgewand trägt, in die äußerste Finsternis geworfen wird (21,23-22,14). Die Streitgespräche im Tempel zeigen Jesus als den überragenden Lehrer. Bei der Frage nach dem höchsten Gebot setzt der Evangelist einen deutlichen Akzent: Das Doppelgebot der Liebe ist der entscheidende Maßstab des Handelns.
Die antipharisäische Rede (23,1-39) beginnt mit einer Reflexion über das Verhältnis von Reden und Tun, die in eine Warnung an die Gemeinde(führer) vor Selbstüberhebung mündet. Es folgen 7 Weherufe über die „Schriftgelehrten und Pharisäer“, die ihnen heuchlerisches und bösartiges Verhalten vorwerfen. Die abschließenden Gerichtsworte über sie und Jerusalem nutzen die deuteronomistisch geprägte Topik vom gewaltsamen Schicksal der Propheten. Die gesamte Rede dient wohl primär der Mahnung der Gemeinde und nutzt die Lehrautoritäten des Judentums dazu als Negativfolie.
Die sich anschließende Rede von den letzten Dingen (24,1-25,46) wird als exklusive Jüngerbelehrung eingeführt. Sie beginnt mit einer Schilderung der Endereignisse, die vor allem die verfolgte und versuchte Christengemeinde im Blick hat. Der Mittelteil der Rede ist von der Mahnung zur Wachsamkeit in der Zeit der Abwesenheit des Herrn geprägt. Literarisch bestimmen ihn drei Gleichnisse: Vom treuen und bösen Knecht; von den klugen und törichten Jungfrauen und von den anvertrauten Talenten. Die große Bildrede vom Endgericht schließt die Rede ab.
Die Passionsgeschichte
Letzte Leidensankündigung; Todesbeschluß (26,1-5)
Salbung in Betanien; Verrat des Judas Iskariot (26,6-16)
Letztes Mahl Jesu mit den Jüngern; Ansage ihrer Flucht (26,17-35), darin Abendmahlsworte 26,26-28)
Getsemani Gefangennahme Jesu und Flucht der Jünger (26,36-56)
Verhandlung/Todesurteil des Synedriums (26,57-27,2)
Reue und Selbstmord des Judas (27,3-10)
Verhandlung vor Pilatus (27,11-26)
Verspottung durch die Soldaten; Kreuzigung (27,27-56)
Grablegung (27,57-61)
Die Wache vor dem Grab (27,62-66)
Im Aufbau der Passionsgeschichte geht das EMt mit den anderen Synoptikern parallel. Am Beginn betont der Evangelist die Souveränität Jesu auch noch im Leiden, indem er ihn gleichsam das „Stichwort“ geben lässt (26,1f.). In den Bericht über den Prozess vor Pilatus fügt er den wirkungsgeschichtlich verhängnisvollen Ruf des Volkes: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (27,25) ein.
Die Ostergeschichten
Die Frauen am leeren Grab (28,1-7)
Der Auferstandene begegnet den Frauen (28,8-10)
Ursprung des Gerüchts, der Leichnam Jesu sei von den Jüngern gestohlen worden (28,11-15)
Erscheinung vor den Jüngern (28,16-20)
Die Ostergeschichten des EMt zeigen am Beginn in der Schilderung der Erscheinung des Engels deutlich legendarische Züge ( Epiphanieschilderungen). Im sogenannten Missionsbefehl (28,18-20) erscheinen noch einmal gebündelt die wichtigsten Themen des Evangeliums: Jesus ist derjenige, der als der Erhöhte von Gott Vollmacht über den gesamten Kosmos erhalten hat und aufgrund dieser Vollmacht die Jünger und damit auch die matthäische Gemeinde beauftragt, alle Völker zu Jüngern zu machen, d. h. sie zu taufen und in der verbindlichen Lehre Jesu zu unterweisen.
* Papias lebte um 60 bis etwa 130 n. Chr. und war einer der frühen Kirchenväter sowie Bischof und Theologe in der phrygischen Stadt Hierapolis (heute eine Ruinenstätte bei Pammukale im Westen der Türkei). Seine nur bruchstückhaft überlieferten Fünf Bücher der Darstellung der Herrnworte entstanden etwa 100 n. Chr. Sein Werk ist die früheste Quelle, die über die Autorenschaft und Entstehung der christlichen Evangelien der neutestamentlichen Bibel berichtet.
** Gemeint ist hier Antiochia am Orontes [Ἀντιόχεια ἡ ἐπὶ Ὀρόντου Antiócheia hē epì Oróntou, auch Ἀντιόχεια ἡ Μεγάλη Antiócheia hē Megálē, “Antiocheia die Große”], das heutige türkische Antakya, die Hauptstadt des Seleukidenreiches. Sie ist der bekannteste und mit Abstand bedeutendste mehrerer antiker Orte dieses Namens, die von verschiedenen Königen der Seleukidendynastie gegründet wurden.
*** Das heutige Banias [בניאס]. Das antike Caesarea Philippi lag auf dem Golan rund 40km nördlich des Sees Gennesaret am Fuß des Mount Hermon. Dort entspringt auch eine der größten Quellen, die den Jordan speisen.
**** Donnerskinder (Donnersöhne) ist die Bezeichnung für die Zebedäus-Söhne Jakobus der Ältere und Johannes. Jesus nennt diese beiden Apostel so. In Mk 3,17 findet sich der griechische Ausdruck Βοανηεργές boanerges, „die das Geschrei/den Kampfruf Erwirkenden“, bei Mk im griechischen Text direkt erklärt mit „das ist Söhne des Donners (υἱοὶ βροντῆς uioi brontes)“. Im Hintergrund steht wohl der aramäische Ausdruck בני רגז benej regaz, wörtlich „Söhne des Zorns“. Die Brüder Jakobus und Johannes sind wohl wegen ihres starken Feuereifers so benannt worden.