Liturgien sind innerhalb evangelischer Gottesdienste vielfältig und unterschiedlich. Diese Freiheit ist ein großes Geschenk und so haben wir als evangelische Christen die Möglichkeit, aus einer Vielzahl an Varianten zu wählen. Hierzu gehört auch die Frage, ob und wann wir in unseren Gottesdiensten aufstehen oder sitzen bleiben. Evangelische Glaubensgemeinschaften handhaben dies unterschiedlich.
Es gibt Gemeinden, die beim Singen, sprechen des Psalms und Hören der Predigt sitzen, beim Verlesen des Evangeliums, Sprechen des Glaubensbekenntnisses, zum Fürbittengebet, Vaterunser und Segen aber aufstehen. Andere Gemeinden wiederum stehen beim Singen auf und bleiben beim Gebet und dem Verlesen des Evangeliums sitzen.
Die Unterschiede sind zumeist der jeweiligen Tradition und dem unterschiedlichen Verständnis der einzelnen liturgischen Teile geschuldet. Die Entscheidung in unserer Evangelischen Gemeinde Pattaya trifft der Gemeinderat gemeinsam mit dem Liturgen. In einigen Gemeinden besteht das Verständnis, dass Gebete eine Bitte bzw. ein Dank sind. Da wir Gott um etwas bitten, stehen man aus Respekt auf. In unserer Gemeinde wird die Meinung vertreten, dass es zum Gebet, dem Gespräch mit Gott, Ruhe und Sammlung braucht. Deshalb bleiben wir sitzen.
Zum Glaubensbekenntnis und Segen erheben wir wird uns aus dem Verständnis heraus, dass ich als Mensch etwas aufrecht vor Gott und den Menschen bekenne bzw. beim Segen etwas unverdient bekomme. Gemeinden finden ihre jeweiligen Regelungen auf der Basis theologischer Ansichten und bewährter Tradition. Dabei geht es immer um Lobpreis, zur Ruhe kommen, Hören können und Bekennen. Manchmal liegt es aber auch an der Situation selbst. Menschen, die nicht aufstehen können und Probleme damit haben, sollen sich nicht unter Druck gesetzt fühlen.
Wie die meisten Liturgen gebe auch ich mit meinen Händen den Besuchern ein Zeichen, um anzuzeigen, wann die Gemeinde (“wer will und kann”) aufstehen oder sich setzen soll. Viel wichtiger als die korrekte Einhaltung des liturgischen Ablaufes ist aber die persönliche Beziehung zu Gott. Niemand wird in unseren Gottesdiensten genötigt, aufzustehen oder sich zu setzen. Im Gottesdienst geht es schlicht darum, anderen Menschen und vor allem Gott zu begegnen, Gemeinschaft zu erleben, zu danken, auch mal zu klagen und sich vor allem zu freuen.
Gott schaut nicht danach, ob wir stehen oder sitzen, sondern auf unsere Beziehung zu ihm. Die Liturgie ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Liturgie. Sie dürfen also gerne auch weiterhin selbst entscheiden, ob Sie aufstehen oder sitzen bleiben wollen. Das bleibt allein Ihre Entscheidung. Und wie immer im Leben gilt die Grundregel: manchmal ist es einfach gut mitzumachen und manchmal, eine eigene Entscheidung zu treffen. In diesem Sinne, bleiben Sie behütet.