Was genau im Abendmahl geschieht und wie man es richtig zu feiern hat, ist nach wie vor eine der größten trennenden Fragen zwischen katholischer und evangelischer Theologie. Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, ob man beim Abendmahl allen Anwesenden neben dem Brot auch den Kelch reicht.
Der bedeutendste Unterschied ist die Frage, ob sich beim Abendmahl Brot und Wein real in Leib und Blut Jesu Christi verwandeln. Die Hauptunterschiede im Abendmahlsverständnis bei Katholiken, Lutheranern und Reformierten liegen vor allem in der Frage: in welcher Weise ist Jesus anwesend, wenn wir das Abendmahl feiern. Jesus sagte ja bei der Einsetzung des Abendmahls zu seinen Jüngern: “Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.” (Mt 26,26-28)
Die katholische Lehre besagt, dass sich in der "Eucharistie" [ἐυχαριστία eucharistía „Dankbarkeit, Danksagung“] Brot und Wein tatsächlich in Leid und Blut Jesu Christi verwandeln. Er ist also geradezu leiblich anwesend.
Die lutherische Lehre besagt ebenfalls, dass Jesus Christus im Abendmahl real präsent ist. Allerdings werden Brot und Wein durch die Einsetzung durch den Pastor/Pfarrer zu einem einheitlichen Sakrament [ein Zeichen, das den Glauben stärkt]. Eine Verwandlung in Leib und Blut geschieht nicht.
Die reformierte Lehre besagt, dass Brot und Wein lediglich Zeichen für Jesu Christi Leib und Blut sind. In der Feier des Abendmahls ist der Geist Gottes dabei, weil man gemeinsam Brot und Wein teilt im Gedächtnis an Jesus Christus.
Die unierten Kirchen sind verschiedene vereinigte protestantische Kirchen, die sich in der Regel eher dem lutherischen oder dem reformierten Abendmahlsverständnis anschließen.
Was ist denn nun das grundlegend Trennende? Die Verwandlung von Brot und Wein ist nach protestantischem Verständnis reine Spekulation, weil sie biblisch nicht belegbar ist. Des Weiteren vertritt die katholische Lehre die Auffassung, dass das Opfer Jesu am Kreuz während der Abendmahlsfeier durch den Priester wiederholt wird. Das ist aus evangelischer Sicht nicht denkbar, weil der Opfertod des Menschensohnes Jesu einmalig am Kreuz stattgefunden hat. “Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht”. [Gen 3,19; Ps 90,3; Pred 3.2, 3.19, 12.14; Joh 5,22; Apg 17,31; Röm 2.5, 5.12; Offb 14.7,16.7] Und wenn ein Priester das zu wiederholen versucht, ist das nach protestantischen Verständnis eine schlichte Anmaßung. Als Reaktion auf die Reformation hat aber die katholische Kirche im Trienter Konzil (1545-1563) dieses als verbindliche Lehrmeinung festgeschrieben. Das ist unstrittig - rein theologisch betrachtet - bis heute ein kaum zu überwindender Unterschied in den Lehrmeinungen.
Lange Zeit wurde den Gemeinden auch der Kelch vorenthalten, obwohl Jesus in der Bibel eindeutig sagt: "Trinket alle daraus" [Mt 26,27]. Ursprünglich waren es wohl eher die Laien (Nicht-Klerus), die es vorzogen, nicht aus dem Kelch zu trinken. Die Abendmahlsfrömmigkeit war im Mittelalter sehr drastisch und die Menschen scheuten sich davor, den “wirklichen Leib und wirkliche Blut des Heilands” zu verspeisen.
Interessanterweise war es wiederum die Reformation, welche die römische Kirche dazu bewegte, aus einer volkstümlich gewachsenen Tradition ein Verbot zu machen. Auf dem Konzil von Konstanz wurde 1415 der Kelch für die Laien verboten – als Reaktion darauf, dass der tschechische Reformator Jan Hus gefordert hatte, dass eben auch die Laien das Abendmahl in "beiderlei Gestalt" zu sich nehmen dürften. Allerdings gibt es heute auch in vielen katholischen Gemeinden wieder Brot und Wein, vor allem zu den Festgottesdiensten. Im Verständnis des Abendmahls zeigen sich nach wie vor die größten Unterschiede in den Lehrmeinungen der christlichen Konfessionen.
In der Praxis, sprich für die meisten Gottesdienstbesucher, besitzen diese Unterschiede in den theologischen Lehrmeinungen jedoch meiner Erfahrung nach keine oder nur eine geringe Relevanz. Die Evangelische Gemeinde Pattaya ist grundsätzlich ökumenisch ausgerichtet. Wir betonen die Einheit in der Vielfalt der Christenheit. Deshalb ist jeder getaufte Christ herzlich eingeladen, am Abendmahl in unseren Gottesdiensten teilzunehmen. Solus Christus!