שנה טובה Schana towa, Israel!
02.10.2024 Der jüdische Neujahrstag Rosch haSchana רֹאֹשׁ הַשָּׁנָה
Trotz oder gerade wegen des neuerlichen terroristischen Angriffs des Mullah-Regimes in Teheran und der Ermordung von sieben israelischen Zivilisten in Jaffa durch zwei palästinensische Terroristen steht das Leben in Israel nicht still. Auch wenn das ansonsten fröhlich gefeierte Neujahrsfest in diesem Jahr von iranischen Bombenterror nur eingeschränkt stattfinden kann: AM ISRAEL CHAI!
Rosch haSchana bedeutet im Hebräischen “Haupt des Jahres, Anfang des Jahres”. Der jüdische Neujahrstag wird volkstümlich auf jiddisch auch Roscheschone. Die Mischna, die wichtigste Sammlung religiöser Überlieferungen des rabbinischen Judentums, legt dieses Fest als Jahresbeginn fest, woraus auch die Berechnung der Kalenderjahre resultiert. Der traditionelle Neujahrsgruß ist שנה טובה schana towa‚ “ein gutes Jahr” oder auch שנה טובה ומתוקה schana towa u'metuka‚ “ein gutes und süßes Jahr”.
Religiöse Einordnung
Rosch haSchana ist biblisch in Levitikus 23,24–25, Numeri 29,1–6 und in Grundzügen in Hesekiel 40,1 bezeugt. Rosch haSchana ist laut Talmud Beginn und in der Folge Jahrestag der Weltschöpfung, steht aber auch für den Jahrestag der Erschaffung Adams. Es ist der Tag der Forderung, Bilanz zu ziehen über das moralische und religiöse Verhalten im abgelaufenen Jahr, und man tritt mit Gebeten für eine gute Zukunft vor Gott. Rosch haSchana ist auch יום הדין Jom haDin, der „Tag des Gerichts“. Am Neujahrsfest werden laut Talmud Traktat Rosch Haschana 16b drei Bücher geöffnet. Ins erste werden die ganz „Gerechten“ eingetragen, die sofort das „Siegel des Lebens erhalten“. Ins zweite Buch werden die ganz „Bösen“ eingetragen, die das „Siegel des Todes“ erhalten. Und das dritte Buch ist für die „Mittelmäßigen“ bestimmt, die sowohl Sünden wie Verdienste vorweisen können. Das endgültige Urteil bleibt in der Zeit vom Neujahrstag bis zum Versöhnungstag offen. Durch Einkehr und Umkehr ist es möglich, das Siegel des Lebens zu erhalten.
Rosch ha-Schana ist ein Tag des Schofar-Blasens. In der Tora wird dieser Tag auch Tag des Schofars genannt (Lev 23,23–25). Man nennt ihn auch „Tag des Lärmblasens“. Der Schofar (Widderhorn) erklingt nach in Tora und Talmud festgelegten Mitzwot zum Morgengebet beim Neujahrsfest, sofern es nicht auf einen Schabbat fällt. An Rosch haSchana beginnen die “Zehn ehrfurchtsvollen Tage” (ימים נוראים Jamim Noraim), die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur enden.
Liturgie und Brauchtum
Rosch haSchana ist kein Trauertag, sondern ein Fest, an dem sich die Juden – wegen Gottes Erbarmen – freuen sollen. Außer dem Hallel, das an Neujahr ausgelassen wird, gleicht es in seinen feierlichen Merkmalen allen anderen Festen: Kleidung, Waschen, Haareschneiden, innere Vorbereitung und festliche Mahlzeiten. Am Morgen vor dem Neujahrsfest findet nach dem Morgengebet das „Entbinden von Gelübden“ statt. Denn am bevorstehenden Tag des Gerichts sollte man nicht von unerfüllten Versprechen belastet sein. Deshalb treten die Gottesdienstteilnehmer nacheinander vor das „Gericht“ und bitten, von ihren Gelübden entbunden zu werden. Manche Gruppierungen haben den Brauch entwickelt, vor Rosch ha-Schana Gräber Angehöriger und „Gerechter“ zu besuchen, um sich durch die Erinnerung an deren Leben für das kommende Jahr inspirieren zu lassen. Man spendet Geld für einen guten Zweck und beendet die alltäglichen Arbeiten bis zum Mittag.
Synagogengottesdienst am Vorabend: Im aschkenasischen Ritus ist es üblich, dass die Gottesdienstbesucher ebenso wie der Vorbeter weiße Kleidung tragen; die Parochet und die Toramäntel sind ebenfalls weiß. Das soll die Reinheit symbolisieren und wird mit einem Satz auch dem Buch Jesaja 1,18 erklärt: „Unsere Sünden sollen so weiß wie Schnee gemacht werden.“ Nach den Achtzehnbittengebet in der Neujahrsnacht wird der Toraschrein geöffnet, und Kantor und Gemeinde beten im Wechsel den Psalm 24. Der traditionelle Glückwunsch nach dem Gottesdienst lautet: לשׁנה טובה תכתבו leschana towa tikatewu, „Ihr möget zu einem guten Jahr eingeschrieben werden“.
Festmahl am Neujahrsabend
Die verschiedenen jüdischen Gemeinschaften haben eigene Gebräuche für die Mahlzeit am Neujahrsabend ausgebildet, von denen einige weit verbreitet sind. Genuss von Honigkuchen (honek-lejkech), Zimmes (Karotten mit Honig und Rosinen), Weintrauben, süßem Wein und in Honig getauchten Apfel- (oder auch Challa-)Scheiben drücken die Hoffnung auf ein gutes, süßes Jahr aus. Lekach ist ein traditioneller osteuropäischer Honigkuchen, der in seiner Rezeptur mit Schokolade, Ingwer, Apfel- oder Aprikosenstückchen verfeinert sein kann. In Süddeutschland und dem Elsass wurde häufig Zwetschgenkuchen für das jüdische Neujahrsfest gebacken. Jüdische Familien im Osmanischen Reich servierten Baklava oder ähnliche Süßigkeiten.
Das Weißbrot (Challa) wird nicht wie üblich in Salz, sondern in Honig eingetunkt.
Anschließend wird eine Apfelscheibe in Honig getunkt mit dem Segensspruch über Baumfrüchte und gegessen, danach sagt man: „Möge es dein Wille sein, Ewiger, unser Gott und Gott unserer Väter, uns ein glückliches und angenehmes Jahr zu erneuern.“
Ebenfalls wird zuweilen ein symbolisches Stück von einem Fisch- oder Schafskopf mit den Worten „Möge es dein Wille sein, dass wir zum Kopf und nicht zum Schwanz werden“ gegessen.
Ein weiterer Brauch ist das Essen von Granatäpfeln. Sie stehen im Judentum symbolisch für Fruchtbarkeit, da sie viele Kerne enthalten. Dazu sagt man: „Möge es dein Wille sein, dass unsere Rechte sich wie der Granatapfel mehren.“ In jiddischsprechenden Gemeinden werden Augenbohnen (rubiya) und jiddisch mern, „Möhren“ mit den Worten „Möge es dein Wille sein, dass sich unsere Rechte mehren“ gegessen.
Manchmal werden auch Datteln gegessen mit den Worten: „Möge es dein Wille sein, dass unsere Verleumder und Ankläger zugrunde gehen.“